Ulrike Asamer ist Metallkünstlerin und Urheberin des Kanülismus.
Medizin und Kultur bezeichnet sie als die zwei essenziellsten Säulen der Menschheit. Sie ist ausgebildete Anästhesiefachpflege und absolvierte das Studium raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz.
In ihren Kunstwerken verknüpft sie Wissen und Erfahrungen, und gestaltet basierend auf soziokulturelle Fragestellungen, die ihre Aufmerksamkeit genießen.
Asamers Arbeiten sind verbindend und pointiert, sie setzen Reize und transportieren Botschaften. Unterstützt und verstärkt wird dieser Eindruck durch die eigentliche und metaphorische Bedeutung ihrer polarisierenden Materialwahl, medizinische Kanülen und Klingen.
"In meiner künstlerischen Praxis beschreibe ich thematisch Körper und Räume und verknüpfe sie mit den Interpretationsmöglichkeiten basierend auf den bedeutungsvollen Metaebenen der Grundmaterialien."

„Draht wie Kanüle gehen Verbindungen ein, dirigieren Richtungen und setzen Reize. Sie vereinen zwei Positionen, transportieren Botschaften und übermitteln Kräfte zur Wirkung. Diese Eigenschaften unterstützen und verstärken, die Darstellung statisch und die Diskussion metaphorisch."
„Meine Arbeiten sind wie paradoxe Spiegel. Der filigrane Eindruck spiegelt eine Leichtigkeit die eine ist, und auch nicht.
In der Durchsicht und im Schatten verdeutlicht sich die systematische Vernetzung der Körper und spiegeln dabei Transparenz.“


Werkserie I
In meiner ersten Werkserie habe ich mit Tierdarstellungen begonnen. Anfangs noch  Tiere die mit Stechwerkzeug ausgestattet sind, Insekten wie Mosquitos, Zecke, Spinne, Bienen usw. deren überdimensionale Größe immer durch das kleinste Detail, daß ich mit der standardisierten Länge der Kanüle beschreiben konnte, bestimmt wurde. 
Mittlerweile sind auch schon viele Tiere in realer Körpergröße dazugekommen, Hai, Hirsch, Schwein, Stier, um nur einige zu nennen. 
Diese Werkserie ist ein kontinuierlicher Prozess, der in vielen Jahren in einer persönlichen und skulpturalen Arche Noah enden wird. 

Die Natur, als Flora und Fauna ist seit jeher ein Quell an schöpferischen Erkenntnissen. 
Meine Faszination an diesen Lebewesen beruht auf meiner Leidenschaft für die Natur und all ihren Vorgängen im jahreszeitlichen Wechsel und den inspirierenden Fähigkeiten der unterschiedlichen Tiergattungen. 
Die angeborenen und erworbenen Fertigkeiten, die architektonischen Meisterleistungen und  Adaptionsfähigkeiten verdienen Respekt und genießen meine Bewunderung. 

Typische animalische Merkmale und Eigenschaften finden man in verbalen Vergleichen, in symbolischen Darstellungen, zur Imagepolitur oder in Beleidigungen. Letzteres mitunter mißbräuchlich, diffamierend und inkorrekt. 
Schweine sind naturgemäß reinliche Tiere und klüger als Hunde und Schnecken sind in Anbetracht ihres dauercampenden Körperbaus eigentlich flott unterwegs. 

Tiere leben ihren Rhythmus, sie wirtschaften clever mit Energien und leisten durch ihre Existenz wichtige Beiträge im ökologischen und ökonomischen Gleichgewicht. 
In der freien Natur wie in der Fleischproduktion wäre ein Leben ohne Tiere undenkbar. Letzteres wird immer lauter diskutiert, Fleischkonsum versus Tierwohl.
Erwähnenswert an dieser Stelle, ein zwar verhältnismäßig kleiner Anteil, jedoch human lebensnotwendiger Prozentsatz an gezüchteten Tieren, dienen als Organbänke, zur Entnahme von Gewebeteilen für die Humanmedizin zu lebenserhaltenden und -verbessernden Therapien. Biologische Herzklappen vom Schwein dürfen dabei auch an muslimisch Gläubige transplantiert werden, der Schutz des Menschenleben hat stets oberste Priorität. 

Werkserie II
Darin verarbeite ich mein anatomisches und physiologische Wissen von der Humanmedizin. 
Ich betone einzelne Organe oder Strukturen des menschlichen Körpers und vergrößere sie in proportional korrekte Plastiken. 
Der Mensch und seine Physiologie, all die Bedürfnisse und selbstregulierenden Vorgängen, die Fähigkeit der Heilung von Verletzungen, das Faszinosum Blut, der Taktgeber Herz, sind ein paar Auszüge die mein Herz berühren und meine Leidenschaft provozieren. 

Werkserie III
In einer weiteren Werkserie arbeite ich mit den Farbkodierungen und verwende die bunte Produktpalette von Kanülen als Pixel zum Malen. 
Ich thematisiere aber auch mit der Unregelmäßigkeit im standardisierten Einmalprodukt und gestalte damit abstrakt wirkende Arbeiten, Körper. 

Werkserie IV
Die letze und neueste Werkserie beschäftigt sich mit dem Figur-Grund Prinzip in der Wahrnehmung. 
Wie werden Körper im Raum wahrgenommen. Der Fokus ist subjektiv und individuell unterschiedlich geprägt und angewöhnt. Erfahrungen, physisch wie psychisch leiten unsere sinnliches Erleben. Persönliche wie soziokulturelle oder regionale Differenzen formen und schärfen den Blick und lenken ihn je nach Vorlieben oder Gefahren. 
Durch diese Uneinigkeit der Betrachter öffnet sich im Diskurs der einzelnen Arbeiten eine Vernetzung von gedanklichen Berechtigungen und individuellen Realitäten. 
Es sind die visualisierten Gedankenkonstrukte und -sprünge, die im Geiste abgehen und oft fragmentiert wirken. Im Großen hängt geordnet doch alles zusammen, wenn die Wahrnehmung auf das Ganze gerichtet wird.
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